Universitätsmedizin: Im Kepler Uniklinikum werden pro Jahr 150 bis 200 schwierige Fälle behandelt.
Allergien sind nach Rückenschmerzen bereits die zweithäufigste Volkskrankheit. 25 bis 30 Prozent der Bevölkerung sind betroffen – der Großteil hat Probleme mit den oberen Atemwegen (Heuschnupfen, Hausstaub, Asthma), zehn Prozent leiden an einer Nahrungsmittelallergie und je zwei Prozent an Bienen-/Wespengift sowie einer Medikamentenallergie.
Letztere wird durch die Gabe vieler Arzneien im Alter auch häufiger, sagt Univ.-Prof. Wolfram Hötzenecker, Vorstand der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie.
Versorgung aus einer Hand
Das Risiko eine Allergie zu bekommen liegt bei 30 Prozent, wenn ein Elternteil betroffen ist oder war, und bei 50 bis 80 Prozent, wenn beide Elternteile darunter leiden oder litten. Vor allem Kleinkinder, die mit einem Jahr an Neurodermitis erkranken, können in der Folge eine Nahrungsmittelallergie, aus der sie in der Regel herauswachsen, eine weitere Allergie bekommen. Mit fünf, sechs Jahren tritt der Heuschnupfen auf und mit acht, neun Jahren sind sie von Asthma betroffen. Als einziges Spital in OÖ bietet das Linzer Kepler Universitätsklinikum (KUK) im Allergiezentrum für Patienten, deren Allergie-Abklärung weder beim Hausarzt noch bei niedergelassenen Fachärzt*innen erfolgen kann, eine Versorgung aus einer Hand an – die Universitätskliniken für Haut, Lunge und Kinder sowie die Abteilung für HNO beraten gemeinsam die komplexen Fälle. Davon werden im KUK rund 150 bis 200 pro Jahr therapiert, an die 5.000 kommen zur diagnostischen Abklärung. „Mit einem Hauttest lässt sich mit unter schon nach einer halben Stunde ablesen, worauf der Patient allergisch reagiert. In manchen Fällen gestaltet sich die Suche nach der Ursache aber wie jene, nach der Nadel im Heuhaufen. Mit einem speziellen Bluttest, dem Allergen-Clip, können 300 bekannte Allergene gescreent werden. Die Kunst ist dann, das Ergebnis zu interpretieren“, schildert Hötzenecker.
Schwere Fälle werden in der Universitätsklinik mit Antikörper therapiert, bei den anderen kann die Desensibilisierung im niedergelassenen Bereich erfolgen. Mittlerweile hat man gute Erfahrungswerte aus der Forschung, ob bei bestimmten Patient*innen eine mehrjährige Desensibilisierung – durch die Gabe geringer Dosen des Allergens – wirkt. Das beste Ergebnis wird bei einer reinen Bienen- und Wespenstichallergie mit 90 Prozent erzielt, bei Pollen sind es noch 60 bis 70 Prozent. Ein entscheidender Bereich für die Allergologen am KUK ist auch die Abklärung einer Medikamenten- Allergie. „Bei etwa 50 Patient*innen pro Jahr tritt diese bei der Einleitung einer Narkose überraschend auf, dann kann die OP nicht durchgeführt werden. Wir klären den Fall ab und testen aus, welche anderen Medikamente eingesetzt werden können. Der geplante Eingriff erfolgt erst ein zwei Monate später“, so Hötzenecker. Gleiches gelte bei Problemen mit der Betäubungsspritze beim Zahnarzt.