Universitätsmedizin: KUK hat ersten neurochirurgischen Hybrid-OP in ganz Österreich.
Zwei bis vier Prozent der Bevölkerung hierzulande haben ein Hirnarterienaneurysma – eine Ausweitung eines Gefäßes im Gehirn. „Es sind mehr Frauen betroffen, wobei das Risiko nach den Wechseljahren steigt. Rauchen, hoher Blutdruck und eine spezielle Stoffwechselstörung sind ebenso ungünstig“, erläutert Univ.-Prof. Andreas Gruber, Leiter der Universitätsklinik für Neurochirurgie. Im Schnitt sind die Patient*innen am Linzer Kepler Universitätsklinikum (KUK) mit dieser Diagnose um die 55 bis 60 Jahre alt. Aufgrund der Expertise von Prof. Gruber, der Österreich in der Europäischen Gesellschaft für Neurochirurgie vertritt, kommen die Patient*innen nicht nur aus ganz Österreich, sondern auch aus den östlichen Nachbarländern nach Linz. Mit dem ersten neurochirurgischen Hybrid-OP im Land können im KUK kombinierte Eingriffe aus OP und Katheterembolisation erfolgen.
Entscheidende Faktoren
Grundsätzlich kommt es darauf an, ob das Aneurysma bereits geblutet hat – zwei Drittel der Betroffenen schaffen es ins Spital, ein Drittel davon kann gerettet werden – oder die Ausweitung des Gefäßes im Zuge einer MR-Untersuchung rechtzeitig entdeckt wurde. „Oft wird bei Patient*innen mit Schwindel oder Kopfschmerzen eine MR-Untersuchung gemacht und als Zufallsbefund zeigt sich das Aneurysma“, sagt Gruber: „Die Gefährlichkeit hängt vom Alter, Rauchen, Bluthochdruck, der Größe und Lokalisation der Ausweitung ab.“ Gab es bereits eine Blutung müsse das Aneurysma jedenfalls binnen drei Tagen entschärft werden, um weitere Nachblutungen zu verhindern. Je nach Situation gibt es verschiedene Behandlungsmethoden: So kann die Ausweitung etwa im Zuge einer rund vierstündigen Operation mit einem Clip verschlossen werden, das Gefäß bleibt aber offen, weil das Gehirn weiterhin gut durchblutet werden muss. Im KUK nimmt Gruber rund 50 bis 60 derartige Eingriffe vor. „An der Universitätsklinik für Neurochirurgie wurde im Jahr 2016 der erste Lehrstuhl der Medizinischen Fakultät der JKU besetzt. Das Interesse an Wissenschaft und Forschung ist dementsprechend ausgeprägt, Doz. Matthias Gmeiner konnte sich habilitieren und weitere vier Habilitationen sind in den nächsten Jahren geplant. Die Aneurysmatherapie nimmt in Forschung und ärztlicher Ausbildung eine zentrale Rolle ein, auf innovativen Trainingsplattformen wie dem als Leitprojekt Medizintechnik OÖ vom Land OÖ geförderten Projekt MEDUSA werden sowohl Expert*innen als auch Jungärzt*innen diese herausfordernden Eingriffe zur Steigerung der Patient*innensicherheit trainieren können, woran sich der unmittelbare Mehrwert der Universitätsmedizin für die Bevölkerung im Land OÖ ermessen lässt“, so der Neurochirurg.
Seine durch Forschung umfassende Expertise gibt Gruber zudem an die Medizinstudierenden der JKU und an junge Kolleg*innen weiter.