Der Forschungsförderungspreis der Erste Bank wurde kürzlich in der Wiener Ärztekammer verliehen.
Der 1. Preis (mit 3000 Euro dotiert) ging an Dr. Michael Winklehner von der Universitätsklinik für Neurologie (Vorstand Univ.-Prof. Raimund Helbok) für die im Rahmen seines PhD-Studiums bei Univ.-Prof.in Romana Höftberger durchgeführte Studie.
Die paraneoplastische Kleinhirndegeneration ist ein schwer verlaufendes Krankheitsbild aus dem Formenkreis der paraneoplastischen neurologischen Syndrome, bei dem es durch einen Tumor bedingten Autoimmunprozess zu einem irreversiblen Nervenzellverlust kommt. Wegweisend in der Diagnostik ist die klinische Symptomatik und die Detektion von Autoantikörpern, die dem Tumornachweis oft deutlich vorausgehen und in Zentren festgestellt werden können. Diese Antikörper sind spezifisch mit Tumoren assoziiert, wie anti-Yo-Antikörper mit Mamma- oder Ovarial-Karzinomen, und anti-P/Q-VGCC-Antikörper mit kleinzelligen Lungenkarzinomen. Die jeweiligen Pathomechanismen sind unterschiedlich und bisher unzureichend geklärt.
In einer multinationalen, kooperativen Studie, die in dem renommierten Fachmedium „Neurology Neuroimmunology Neuroinflammation“ publiziert wurde, wurden seltene Autopsie-Fälle mit paraneoplastischer Kleinhirndegeneration klinisch und neuropathologisch verglichen und dabei konnten unterschiedliche Charakteristika festgestellt werden. Es zeigte sich bei anti-Yo-Antikörpern ein rasch fortschreitender und meist nicht therapierbarer Verlauf, passend zu den festgestellten T-Zell-mediierten Gewebsschäden, für die es bislang kaum Therapieansätze gibt. Bei anti-P/Q-VGCC-Antikörpern zeigten sich hingegen Hinweise für pathogene Antikörper-Effekte, welche über einen längeren Zeitraum zu neuronalen und synaptischen Dysfunktionen und Nervenzellverlusten führen können. Prognostisch sind jedenfalls eine frühzeitige Diagnose und der Einsatz gezielter onkologischer und immunologischer Therapien entscheidend.
Weiterführende translationale, kooperative Studien sind bereits in Planung, um Fortschritte bezüglich zugrundeliegender Mechanismen und Therapieoptionen für Patient*innen mit paraneoplastischen neurologischen Syndromen erzielen zu können.