(22.8.2017) Nach seinem Studium startete Dr. Markus Baldinger, ein Mechatronik-Absolvent der ersten Stunde, seine Karriere bei Pöttinger Landtechnik in Grieskirchen, wo er nun seit 17 Jahren in verschiedenen Funktionen – seit 2016 als Chief Technical Officer – tätig ist. – Ein weiterer Beleg dafür, dass Technik-Absolvent*innen heute nicht mehr in der zweiten Reihe im Unternehmen stecken bleiben, sondern in der Geschäftsführung mit angesiedelt sind.
Für das Mechatronik-Studium hatte Baldinger sich entschieden, weil ihn das interdisziplinäre Studium mit den Stoßrichtungen Mechanik, Elektronik und Informatik und einer sehr breiten generalistischen Ausbildung reizte. Nach dem Diplomstudium spezialisierte er sich für sein Doktorat in der Robotik, weil das für ihn „das Paradebeispiel für den mechatronischen Ansatz und eine Zukunftsdisziplin in vielen Wirtschaftsbranchen“ war.
Heutigen Mechatronik-Studierenden würde er empfehlen, sich „die breite Grundausbildung der Mechatronik als Basiswissen anzueignen und dann eine Spezialisierung in den eigenen Stärken einzuschlagen“. Besonders wichtig findet Baldinger, die Studienzeit für einen längeren Auslandsaufenthalt oder ein Auslandspraktikum zu nützen. „Das ist wohl – neben der fachlichen Kompetenz - einer des wesentlichen Assets für ein Studium. Dass ich das verabsäumt habe, bereue ich heute aufrichtig“, sagt er.
Besonders reizvoll fand er am Mechatronik-Studium die vielen unterschiedlichen Disziplinen, die Praktika und das verstehen Lernen der Technik. „Der Zeitaufwand war natürlich schon enorm, und manchmal war es gar nicht so einfach, auch noch etwas Freizeit zu bekommen.“
Bei Pöttinger stieg Baldinger als Manager Mechatronic Engineering ein, wurde nach einigen Jahren zum Assistenten des technischen Geschäftsführers, dann zum Head of Test Department, Head of Mechatronic Engineering und Vice President R&D, bevor er schließlich im August 2016 zum Geschäftsführer für den Bereich Forschung ernannt und Mitglied des Geschäftsführungsteams wurde.
Im Herbst vorigen Jahres wurde Baldinger auch für zwei Jahre zum Vorsitzenden des Technischen Lenkungsausschusses der CEMA gewählt– einem Forum hochrangiger ExpertInnen der europäischen Landmaschinenindustrie. „Aufgrund der rasanten Fortschritte in den Bereichen Präzisionslandwirtschaft und Landwirtschaft 4.0 ist die Innovationsgeschwindigkeit in unserer Industrie heute höher denn je“, sagt er. „Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, gemeinsam zu diskutieren und zu definieren, wie europäische Industriepolitik und technische Regulierungen dabei helfen können, die Innovationskraft und globale Führungsposition der europäischen Landtechnikindustrie zu unterstützen.“
Landwirtschaft 4.0 bedeutet die durchgängige interne und externe Vernetzung des landwirtschaftlichen Betriebes, d.h. zu allen Betriebszweigen und -prozessen liegen Informationen in digitaler Form vor. „Die Vernetzung erfolgt vertikal: Betrieb – Prozesse – Maschinen, und horizontal: Betrieb – Geschäftspartner – Umfeld“, sagt Baldinger. Neben der Digitalisierung sieht Baldinger als derzeit stärkste Trends in der Landwirtschaft die Nachhaltigkeit, Precision Farming, und die Vereinbarung einer globalen europäischen Industriepolitik zur Stärkung der Innovation und der globalen Führerschaft in Europa.
Ob er sich seine Karriere während des Studiums so vorgestellt hat? „Mit Ziel und Visionen sind viele Dinge während des Studiums und in einer unternehmerischen Laufbahn und Karriere möglich. Die Geschäftsführung in einem seit 145 Jahren bestehenden Familienunternehmen zu leiten ist eine sehr herausfordernde Aufgabe, aber sie erfüllt mich auch mit großem Stolz.“