(23.4.2019) Richard Berger ist Research Associate Professor am College for Science and Technology an der Temple University in Philadelphia, USA, und dort Teil eines dreiköpfigen Teams im Bereich High-Performance Computing und Research Computing. Man könnte also meinen, dass man es hier mit einem hochkarätigen Informatiker zu tun hat. Tatsächlich aber hat Berger Mechatronik an der JKU studiert. Zwar sei die Informatik immer seine Stärke gewesen, aber für das Studium brauchte er etwas mehr „Herausforderung“.
Berger war schon als Kind begeistert von Technik und Physik: „Von klein an war ich ein Erfinder und Bastler, der sich vor allem mit LEGO Technik beschäftigte.“ Durch einen Programmierkurs an seiner Schule – einer Amerikanischen Internationalen Schule im Ausland – kam er auf den Geschmack, was die Informatik betraf, und bildete sich in der Zeit im Realgymnasium durch Eigenstudium in diesem Bereich weiter.
„Nach dem Bundesheer war für mich klar, dass ich etwas Technisches studieren wollte.“ Bei einer Robotik-Präsentation im AEC wurde sein Interesse an der Mechatronik geweckt, als „perfekte Mischung aus Mechanik, Elektrotechnik und Informatik“.
Das Studium hat seine Erwartungen „voll und ganz“ erfüllt: „Vor allem die ersten Semester waren sehr intensiv und jeder wusste sehr schnell ob er oder sie für dieses Studium geeignet ist oder nicht. Wir mussten sehr hart arbeiten, ohne Kompromisse. Aber wer die ersten zwei Semester überstanden hat, hatte eine gute Basis für das weitere Studium.“ Studienanfänger*innen würde Berger raten, sich nicht zu Beginn von der Mathematik einschüchtern zu lassen, die erst später genauer erklärt wird. Und die Anfänger*innen sollten sich gegenseitig unterstützen: „Heutzutage würde ich euch raten, bildet einen Slack channel und vernetzt euch. Es wird Prüfungen geben, die werden unmöglich erscheinen, aber gemeinsam schafft man das. Manche Professoren machen euch das Leben hart, aber aus gutem Grund. Wenn ihr diese Herausforderungen meistert kann euch nichts mehr stoppen!“
Berger war überrascht, dass es zwischen den Disziplinen – obwohl sie so verschieden sind - so viele Überschneidungen gibt. „Das Verständnis in der Mechanik hilft einem in der Elektrotechnik und umgekehrt. Als Anfänger unterschätzt man sicher, wie breit der Umfang des Studiums ist und was die Möglichkeiten sind. Das Mechatronik-Studium sehe ich als tolle Vorbereitung, wie man systematisch Probleme jeder Art angeht. Über kurz oder lang muss man etwas Unbekanntes, Kompliziertes in Angriff nehmen, verstehen, Lösungsansätze finden, kontrollieren/validieren und verbessern. Mechatroniker haben aus meiner Sicht eine ganz einmalige Art, an Probleme heranzugehen, welche Wissen aus mehrere Disziplinen benötigen. Das ist unsere Stärke.“
Von dieser Stärke Bergers profitiert heute die Temple University. Berger ist mit den beiden Anderen im High-Performance-Computing-Team für den gesamten Prozess zuständig, um Großrechenanlagen für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört die Erstellung des Konzepts, die Verhandlungen mit den Anbietern, Aufbau, Verkabelung, Konfiguration, und Wartung. „Außerdem sind wir Ansprechpartner für alle unsere Forscherinnen und Forscher, die Unterstützung benötigen, um ihre Simulationscodes auf unseren Rechenanlagen effektiv zu nutzen oder zu optimieren. Da jeder von uns im Bereich rechnergestützter Forschung tätig war oder ist, bieten wir praxisorientierte Expertise, welche von regulärer IT nicht geboten werden kann.“
Derartig große Rechner-Anlagen benötigen große Mengen an Strom und müssen natürlich auch gekühlt werden. „Mehrere Fachbereiche müssen zusammenarbeiten, um solche Projekte zu realisieren. Eine Herausforderung, die Mechatroniker-Herzen höher schlagen lasst“, sagt Berger.