Neben den genannten wissenschaftlichen Projekten befinden sich an der Universitätsklinik für Neurochirurgie des Kepler Universitätsklinikums weitere Forschungsvorhaben nach § 26 UG und § 27 UG an der Theoretischen Neurochirurgie sowie in Kooperation mit dem Zentrum für Medizinische Forschung in konkreter Planung bzw. in Umsetzung.
Im Rahmen eines multinationalen Forschungskonsortiums sollen unter EU-Funding in Kooperation mit dem Zentrum für Medizinische Forschung die molekularpathologischen Mechanismen der Entstehung, des Wachstums und der Ruptur cerebraler Aneurysmen untersucht werden. Grundlage dieses Forschungsvorhabens ist die Etablierung einer Gewebebank ausreichender Größe, um die erforderlichen Untersuchungen durchführen zu können.
Derzeit verfügt die Universitätsklinik für Neurochirurgie in Helsinki mit > 600 Präparaten über die weltweit größte Anzahl intraoperativ resezierter Aneurysmen und ist gleichzeitig weltweit führend in der Bearbeitung dieser Fragestellung. Die Universitätskliniken für Neuroradiologie und Neurochirurgie Genf besitzen durch diesbezügliche, EU-gefundete Vorgängerprojekte [Aneurist] über ausreichende Erfahrung zur Umsetzung solcher Projekte.
Zeitgleich mit der Durchführung des o.a. multinationalen Forschungsprojektes soll das intraoperativ gewonnene Gewebe in Kooperation mit dem Zentrum für Medizinische Forschung und der Universitätsklinik für Herz-, Gefäß- und Thoraxchirurgie des Kepler Universitätsklinikums dazu verwendet werden, um die o.a. molekularpathologischen Mechanismen von cerebraler Aneurysmaentstehung, -wachstum und -ruptur mit den vermutlich analogen, der Entstehung, dem Wachstum und der Ruptur aortaler Aneurysmen zugrundeliegenden Mechanismen zu vergleichen.
Die Theoretische Neurochirurgie fungiert als Nukleus der universitären neuroonkologischen Forschung der Universitätsklinik für Neurochirurgie des Kepler Universitätsklinikums und hat unter Leitung von Dr.in Sabine Spiegl-Kreinecker und in Kooperation mit dem Krebsforschungszentrum der Medizinischen Universität Wien in den vergangenen Jahren zahlreiche Forschungsprojekte abgeschlossen und hochrangig publiziert.
Mit therapierefraktärer Epilepsie assoziierte Tumore, wie z.B. Gangliogliome, DNETs oder pleomorphe Xanthoastrozytome, weisen eine deutliche Expression von GABAA-Rezeptoren und Proteinen auf, die in das GABA-Netzwerk involviert sind. Diese könnten eine Rolle in der komplexen Netzwerkaktivität im Rahmen der Epilepsieerkrankung spielen.
Durch Kooperation mit dem Hirnforschungszentrum der Medizinischen Universität Wien stehen humanspezifische Antikörper gegen die GABAA-Rezeptor-Untereinheiten 1, 2, 3, 5, 2, 2/3 und 2 zur Verfügung. Diese sind umfangreich getestet und weisen spezifische Ergebnisse in menschlichem Hirngewebe auf, wodurch insbesondere die Expression dieser Untereinheiten im FFPE-Gewebe von Gliomen im Rahmen dieser Studie demonstriert werden kann.
Im Rahmen dieser Studie sollen Wachstumsverhalten und -kinetik insulärer und paralimbischer Low Grade Gliome untersucht und dabei nicht nur die anatomische Ausdehnung der Tumore, sondern insbesondere deren Wachstums- und Infiltrationsverhalten gegenüber subkortikalen Faserbahnen und striolentikulär perforierenden Arterien mit bekannten molekularen Markern wie IDH-1, TERT, T 53, EGFR, VEGF, HLA-G, 1p/19q sowie mRNA Expressionsmustern der NOTCH-Signalkaskade korreliert werden.
Die ICG-Videoangiographie stellt einen integralen Bestandteil der intraoperativen Beurteilung des Operationserfolges in der vaskulären Neurochirurgie dar. Die Beurteilung kleinster perforierender Arterien in tiefgelegenen Hirngebieten, insbesondere im Bereich der hinteren Zirkulation, ist jedoch aufgrund der mit zunehmender Vergrößerung abnehmenden Lichtstärke problematisch. Eine Lösung kann die Implementierung der ICG-Videoangiographie in die Neuroendoskopie sein. Diesbezügliche Pilotstudien wurden bereits durchgeführt. Nach Lösung technischer Herausforderungen soll diese Methode in der Aneurysmachirurgie etabliert und deren Reliabilität im Rahmen einer klinischen Studie evaluiert werden.
Das Ausmaß der chirurgischen Zytoreduktion im Rahmen der größtmöglichen, funktionserhaltenden Resektion maligner glialer Hirntumore korreliert hochsignifikant mit dem Gesamtüberleben der Patientinnen und Patienten, weshalb mehrere Verfahren zur Maximierung des Resektionsausmaßes unter gleichzeitiger Funktionserhaltung entwickelt worden sind. Im Rahmen dieser monozentrischen klinischen Studie werden die Verfahren der 5 Aminolaevulinsäure [5-ALA] unterstützten Gliomchirurgie und der intraoperativen MR-Tomographie [iMR] evaluiert bzw. vergleichend untersucht, ob durch eine Kombination beider Methoden eine weitere Steigerung des Resektionsausmaßes unter gleichzeitigem Funktionserhalt möglich ist.
NCT02258919; SNCTP 000001153
EudraCT No. 2016-004521-17